inspired by Martina Bisaz

Schritt für Schritt zum perfekt nachbearbeiteten Foto
Nachbearbeitung am Computer
Ich fotografiere mit meiner Kamera seit längerem nur noch im RAW-Format. Die Fotos gelangen so unbearbeitet auf die Speicherkarte. Dies bedeutet, man kann viele Parameter wie Helligkeit, Kontrast oder die Farben ohne Qualitätsverlust in der Nachbearbeitung verändern und dem Foto dank dieser Detailausarbeitung mehr Charakter verleihen. Die JPGs, welche die Kameras produzieren, sind eigentlich nichts anderes als automatisch optimierte und komprimierte RAW-Dateien, die alle restlichen, bei der Komprimierung ungenutzten, Bildinformationen verloren haben.
Am Computer arbeite ich mit dem Programm Lightroom von Adobe. Dieses bietet mir unendlich viele Möglichkeiten der Bildbearbeitung. Ich bin selber noch in der Anfangsphase und lerne immer wieder dazu, aber gerne zeige ich in diesem Blogbeitrag meine Basisschritte des Bildbearbeitungsprozesses. Das Gute daran ist: Man kann die Bearbeitungsschritte jederzeit rückgängig machen und neu experimentieren.
Nach dem Importieren des Fotos wechsle ich zu der Funktion «Entwickeln». Da passe ich erstmals die Basics an.
Belichtung, Kontrast, Lichter, Tiefen, Klarheit und Dynamik sind die Parameter, die ich meistens anpasse. Aber wie stark ich Veränderungen vornehme und ob überhaupt, kommt natürlich individuell auf das Bild an.

Gradationskurve
Von dieser sagt man, sie solle in S-Form sein. Möchte man einen matten Look, hebt man den Anfangspunkt der Kurve. Dort sind die Schwarztöne angesiedelt und indem man den Punkt anhebt, schliesst man das absolute Schwarz aus – die Schwarztöne verblassen.

Farbe und Sättigung
Spielen Sie mit einzelnen Farbtönen, Sättigungen und Luminanz der verschiedenen Farben. Möchte man zum Beispiel, dass Orange heraussticht, kann man die Sättigung von Orange etwas steigern, ist das Orange noch zu dunkel, die Luminanz der Farbe erhöhen. Mit dem Tool können Sie auch extreme Farbveränderungen vornehmen. Aus einem blauen See wird so ein türkisfarbener See, aus Orange kann Gelb oder Rot gemacht werden. Am besten einfach mal etwas damit spielen, um zu sehen, was möglich ist.
Bei einem sehr blauen Himmel verringere ich oft die Sättigung der Farbe Blau. Dies, um den Himmel weniger kitschig und weniger postkartenmässig aussehen zu lassen. Aber das ist Geschmackssache und Sie sollen Ihr Bild natürlich nach Ihrem Gusto bearbeiten.

Punktuelle Korrekturen
Unter dem Histogram sind Tools platziert, die punktuelle Veränderungen am Bild ermöglichen. Von mir häufig genutzte Werkzeuge sind einerseits der Korrekturpinsel und anderseits der Verlaufsfilter. Mit dem Pinsel können Sie gezielt Stellen im Bild aufhellen, verdunkeln, sättigen, schärfen und vieles mehr. Ich benutze ihn oft, um Stellen im Bild aufzuhellen oder zu verdunkeln, um somit das Auge des Betrachters auf eine Stelle zu lenken, die mir wichtig ist. Oder auch, wenn einige Stellen überbelichtet sind und die Details dadurch verlorengehen, können Sie so punktuell die Belichtung etwas reduzieren.


Verlaufsfilter
Dieser Filter ist sehr praktisch, um gezielt den Himmel zu bearbeiten. Meistens sind Himmel und Landschaft (vor allem bei Sonnenunter- und -aufgang) unterschiedlich belichtet. Also entweder ist der Himmel richtig belichtet, dafür aber die Landschaft zu dunkel oder aber der Himmel zu hell und die Landschaft stimmig. Mit dem Verlaufsfilter können Sie dem etwas entgegenwirken.

Reparaturstempel
Dieses Tool ist praktisch, um Punkte, die von einem staubigen Sensor stammen, zu beseitigen. Kompliziertere Retuschen mache ich allerdings lieber im Programm «Photoshop».
Schärfen und perspektivische Korrekturen
Im Bearbeitungsmenü gibt es mitunter die Möglichkeiten, das Foto zu schärfen, Objektivkorrekturen durchzuführen (Lightroom erkennt automatisch die verwendeten Objektive), Verzerrungen zu korrigieren oder die Körnung zu reduzieren beziehungsweise zu erhöhen.
Exportieren
Sind Sie mit dem Endresultat zufrieden, können Sie das Bild exportieren. Gehen Sie zurück zur Bibliothek und wählen Sie das gewünschte Bild aus. Beim Exportieren können Sie noch einige Einstellungen vornehmen, wie zum Beispiel das Bildformat bestimmen oder die Qualität und damit die Dateigrösse zu reduzieren.
Nachbearbeitung mit dem Smartphone
Hervorragend nachbearbeitete Fotos gelingen heutzutage sogar mit verschiedenen Apps auf dem Smartphone. Selbst die Möglichkeit RAW-Fotos aufzunehmen, bieten viele Smartphones an: wie das aktuelle Samsung Galaxy S8 oder das iPhone SE, iPhone 6S (Plus) und iPhone 7. Gerne möchte ich Ihnen meine absoluten Lieblingsapps für die Fotobearbeitung auf dem Smartphone etwas näher bringen. Ob man mit diesen Programmen nun Fotos bearbeitet, die man mit dem Handy geschossen hat oder die von der Kamera aufs Handy geladen wurden, spielt eigentlich keine Rolle. Und das Beste: Die Apps sind kostenlos und kinderleicht zu bedienen!
«Snapseed»
Die App ist ein absolutes Muss – sie kann fast alles! Zuerst erledige ich wie bei «Lightroom» die Basics. Die kürzlich erschienene Funktion «Erweitern» ist auch sehr interessant: Möchten Sie das Bild zum Beispiel um ein paar Millimeter verbreitern, vervollständigt die App automatisch, was dazu fehlt. Möchte man das Bild nur wenig vergrössern, wirkt der nachträglich angefügte Bildbreich ganz natürlich. Je mehr die App hinzufügen muss, desto offensichtlicher wird das Schummeln natürlich und es kann so zu sich unschön wiederholenden Flecken kommen. Aber man kann auch diesen Mangel mit dem Reparaturwerkzeug verbessern.



Was ich bei «Snapseed» auch mag, ist, dass man mit einem Pinsel punktuell hell/dunkel, Kontrast und Sättigung bearbeiten kann. Leider beschränkt sich das beim Pinsel nur auf diese drei Möglichkeiten. Seit kurzem umfasst die App auch eine Gradationskurve – das ist natürlich praktisch und ich benutze dieses Tool auch immer öfters. Die App kann so vieles, am besten schauen Sie mal rein und testen die zahlreichen Funktionen.
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«Polarr»
Diese App eignet sich hervorragend, wenn Sie noch mehr mit den Farben spielen wollen. Sie hat auch ein paar Presets, die Sie aber individuell noch nach eigenem Geschmack verändern können. «Polarr» ist sehr komplex und ich brauche ganz klar noch etwas Zeit, um die App besser kennenzulernen. Aber sie sieht sehr vielversprechend aus.
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«TouchRetouch»
Diese App zählt zu meinen Favoriten. Ich benutze sie oft, um Kleinigkeiten, die mich im Bild stören, wie z. B. Hochspannungsleitungen, Pfosten, Flecken oder sogar Personen, wegzuzaubern. Einfach genial und so simpel! Es gibt die Funktion «Objekt entfernen», mit der man das Objekt, das man wegretouchiert haben will, bepinselt – und die App zaubert es von alleine weg. Das klappt manchmal ganz gut, vor allem, wenn das Objekt frei steht. Manchmal entstehen durch den Automatisierungs-Algorithmus der App etwas merkwürdige Retuschen, da bevorzuge ich den Kopierstempel, mit dem ich selber kontrollieren kann, was von wo kopiert und retuschiert wird. Das Werkzeug «Linien entfernen» ist super für freistehende Kabel wie Hochspannungsleitungen.
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«VSCO»
Mein letzter App-Tipp ist ein Must-Have: «VSCO» ist sehr bekannt für die vielen Filter, die Ihren Fotos einen Analogfilm-Look geben. Ich benutze «VSCO» meistens noch in einem letzten Bearbeitungsschritt. Ich habe ein paar favorisierte Presets, auf die ich immer wieder zurückgreife. In der Regel verwende ich diese nur zwischen Filterstärke 4 und 10. Natürlich können Sie die Voreinstellungen auch selber individuell nach Ihrem Geschmack anpassen. «VSCO» beinhaltet standardmässig nur ein paar wenige Presets. Möchte man eine etwas grössere Auswahl an Filtern, muss man die Pakete kaufen. Ich habe ein paar von den Paketen gekauft und ich finde, es lohnt sich! Aber natürlich benutze ich nie alle. Ich habe meine Lieblingsfilter, die ich immer wieder anwende. Ein paar davon sind: K2+3, A1, HB, Legacy 04+07 und C1-3.
Wenn Sie immer wieder etwa die gleichen Presets oder Bearbeitungsmethoden nutzen, verleiht dies Ihren Bildern einen eigenen Stil. Leute sagen mir, dass meine Bilder einen bestimmten Look haben. Ob das die Farbe ist oder vielleicht auch das Motiv: ich weiss es nicht. Mir selber ist das gar nicht so bewusst. Vielleicht deshalb nicht, weil ich niemanden kopieren möchte, sondern meine Bilder einfach so bearbeite, wie es mir gefällt. Und das würde ich Ihnen auch empfehlen, denn so definieren Sie Ihren individuellen Stil.



Nach der Fotobearbeitung poste ich das Bild natürlich auf Instagram. Da kann es auch mal vorkommen, dass ich den absolut letzten Schliff mit den Bearbeitungswerkzeugen von Instagram selber mache. Vom Zeitpunkt der Bearbeitung bis ich das Bild schliesslich poste können mehrere Tage vergehen. Da kann es öfters mal vorkommen, dass ich das eine oder andere Detail meiner Nachbearbeitung nicht mehr ganz so toll finde und es dann mit Instagram noch etwas anpasse.
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Alle Bilder dieses Beitrags stammen von Martina Bisaz und unterliegen ihrem Copyright.

Martina Bisaz
Kaum ein Schweizer oder eine Schweizerin hat mehr Instagram-Follower als sie. Die gebürtige Bündnerin Martina Bisaz begeistert als kitkat_ch auf der Fotoplattform Instagram mehr als 211`000 Follower mit ihren Landschaftsbildern. In ihren Oldtimern Fiat 500 und einem orangen VW Bus reist die 36-Jährige quer durch die Schweiz und die Welt. Und wie bei Heidi lässt sich auch über Martina sagen: ihre Welt sind die Berge. Fotos von eindrücklich verschneiten Bergkuppen, azurblauen Alpseen und nebelverhangenen Gebirgsmassiven sind ihr Markenzeichen. 2017 hat Martina Bisaz ihre Stelle als wissenschaftliche Illustratorin gekündigt und arbeitet seither als Freelance-Fotografin und widmet sich ihrem Instagram-Account. Für den Fotoblog inspire von ifolor verfasst Martina monatlich einen Beitrag rund um die Welt der Fotografie und Fotoprodukte.