
Das Einmaleins der Kalligrafie – Teil 2: «Unser Werkzeug und das Geheimnis zum Erfolg: Übung.»
Damit Kalligrafie richtig schön gelingt, werden bestimmte Werkzeuge wie Stifte, Pinsel und das richtige Papier verwendet. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Arbeitsgeräte sich dafür eignen.

Stifte
Werkzeuge
Brushlettering kann mit verschiedenen Stiften geschrieben werden, Hauptsache ist, dass der Stift auf Druckunterschiede reagieren kann. Die Stifte brauchen also eine flexible Spitze.
Brushlettering kann mit klassischen Pinseln oder Wassertankpinseln geschrieben werden, oder aber auch mit Pinselstiften (Brushpens) die eine weiche Spitze aus Filz oder ähnlichem Material haben. Es gibt verschiedene Arten von Brushpens auch in verschiedenen Grössen.

Meine persönlichen Favoriten sind kleine Brushpens, die als Fude Pens bekannt sind. Der Pentel Sign Pen oder die Tombow Fudenosuke mit weicher oder harter Spitze (die zweiseitige Version mit schwarz und grau ist ebenfalls sehr zu empfehlen) sind meine drei Favoriten. Sie bilden ausserdem das Spektrum der verschiedenen Härten ab. Ich empfehle Anfängern oft mit dem Pentel zu beginnen, da er in der Mitte zwischen den Tombows ist. Je nach dem kann man dann zu einer härteren oder einer weicheren Spitze wechseln.

Bei den grossen Brushpens haben die Tombow Dual Brush Pens wohl die grösste Popularität. Sie gehören zu meinen Favoriten, allerdings fransen diese Spitzen sehr gerne aus, in unerfahrenen Händen. Ich würde sie deswegen erst mit etwas Erfahrung empfehlen. Hingegen die Ecoline Brush Pens, oder die Bic Visaquarelle für Anfänger. Die Bic sind für Kinder entworfen und dadurch extrem robust und praktisch unkaputtbar. Die Ecoline Brushpens sind sehr weich, fransen zwar etwas mehr aus als die Bic, allerdings lässt sich die Spitze herausziehen und umdrehen, sodass man sobald man etwas mehr Erfahrung hat, eine neue Spitze verwenden kann.

Papier
Brushpens aus Filz sind was das Papier betrifft etwas empfindlich und sollten deswegen auf sehr glattem Papier verwendet werden. Eine günstige Möglichkeit wäre hier beispielsweise das DCP Papier von Clairefontaine oder aber auch Markerpapier von Canson, Rhodiapapier oder Tomoe River sind gute Möglichkeiten. Ein sehr gutes dickes Papier ist das Premium Papeteria Papier von der Migros. Und der Coop Bon Prix Block ist ebenfalls eine sehr empfehlenswerte kostengünstige Alternative.

Digital
Brushlettering kann auch mit einem iPad Pro und der Procreate App geschrieben werden. Der Apple Pencil reagiert auf Druckunterschiede und so können die gleichen Effekte digital reproduziert werden.

Übungsbuch
Das Prinzip von Brushlettering ist sehr einfach. Der Stift wird fast komplett aufrecht gehalten. Bei den Linien, die nach unten geschrieben werden, wird Druck auf die Spitze ausgeübt und bei den Linien nach oben kein Druck ausgeübt und nur mit der Spitze geschrieben. Anfangs ist dies etwas schwer, besonders die Haarlinien fallen vielen Leuten nicht leicht.

Mein bester Tipp hier ist sich dabei zu denken, dass man das Papier nicht berühren möchte. Wenn man die Spitze bewusst praktisch vom Papier fernhält fallen feine Linien einiges leichter. Ausserdem empfiehlt es sich von Anfang an, die Striche nicht aus dem Handgelenk zu ziehen, sondern mit dem ganzen Arm zu schreiben. Deswegen ist es auch wichtig, dass man möglichst gerade sitzt und der ganze Unterarm auf dem Tisch abgelegt werden kann. Aber wie bei jeder kreativen Tätigkeit fällt kein Meister vom Himmel. Kalligraphie muss geübt werden. Und wer denkt, dass er/sie dazu nicht geschaffen ist, weil er/sie keine schöne oder gar ordentliche Handschrift hat, der möge einen Blick in mein Notizbuch werfen. Mir wurde mehr als nur einmal vorgeworfen, die unleserlichste Handschrift der Klasse zu haben. Und das wurde nach der Schule nicht besser und hat sich durch mein Befassen mit Kalligraphie auch nicht verändert.

Es gibt Grundstriche in der Kalligraphie für die Englische Schreibschrift (auch als Anglaise bekannt, oder Copperplate) da viele moderne Stile auf diesem Stil basieren, lassen sich diese Grundstriche in abgewandelter Form auch in dem Stil wiederfinden, den ich in meinem Übungsbuch präsentiere.
Die Grundstriche bilden das Grundgerüst der Kleinbuchstaben. Wenn diese Striche erst einmal sitzen, ist das kleine Alphabet ein Klacks.

Ich empfehle immer, erst die Kleinbuchstaben zu üben und dann mit den Grossbuchstaben weiterzumachen, da die Kleinbuchstaben einfacher und klarer strukturiert sind.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man Lettering üben kann. Auf Instagram finden sich Unmengen an talentierten Menschen, die in ihren Shops sogenannte Practice Sheets, Übungsblätter, verkaufen, damit man den Stil dieser Person üben kann, so wie früher die Schnürlischrift in der Schule.
Ich habe selbst einige dieser Practice Sheets erstellt, die sich in meinem Shop kaufen lassen und dann selbst ausdrucken lassen können, allerdings ist mein üblicher Stil etwas komplizierter und eher für Spitzfedern geeignet. Deswegen habe ich als Einführung neue Brush Lettering Übungsblätter zusammengestellt und diese als Fotobuch Spiral drucken lassen. Die Ringbindung des Übungsbuches erlaubt es das Buch komplett flach auf den Tisch zu legen, sodass es angenehm ist, in das Buch zu schreiben. Das seidenmatte Papier saugt die Tinte nicht auf, sodass man wunderbar darin schreiben kann, ohne die Spitze zusätzlich zu belasten.

Alternativ, kann man auch Transparentpapier auf die Seiten legen und die Buchstaben durchpausen, sodass die einzelnen Blätter unendlich oft gefüllt werden können.
Ich empfehle Anfängern oft den Pentel Sign Pen mit Pinselspitze, oder die Tombow Fudenosuke Stifte zu verwenden. Ich persönlich favorisiere den schwarzen Tombow mit der weichen Spitze, vielen fällt das Schreiben mit der harten Spitze allerdings einfacher. Der zweifarbige Tombow ist ebenfalls sehr angenehm, und die Blätter mit grauer Tinte auszufüllen, mag manchen mehr Spass machen. Der Pentel Sign ist ausserdem in vielen Farben erhältlich, was den Spassfaktor weiterhin erhöht.

Das Übungsbuch hat am Ende auch grössere Linien, sodass auch mit grossen Brush Pens wie den Ecoline Brushpens, Tombow Dual Brush Pens, Edding Brush Pens, Online Calli.Brush Pens, Kuretake Brushpens, Caran d’Ache Fibralo Brushpens, Bic Visaquarelle und vielen mehr geübt werden kann.

Myriam von halfapx
Myriam bezeichnet sich selbst als logophil, und kann nicht aufhören, mit Worten zu experimentieren. Dabei spielt es keine Rolle welche Form die Worte annehmen. Sie liebt das Schreiben von Prosa für fiktionale Geschichten, persönliche Blogposts und maximallängesprengende Instagram-Captions. Beruflich ist sie Verfasserin von Worten, die dem Internet ein Kleid geben, Frontend Developer, Webseitenschneiderin wie auch immer man es nennen möchte. Und vor bald drei Jahren ist sie den schönen Buchstaben in Form von Kalligraphie verfallen. Seither teilt sie die Wortliebe, mit einem Hauch ihrer Begeisterung für Fotographie und einer extra-grossen Portion Kaffee-Obsession mit dem Internet auf ihrem Blog, Instagram und YouTube. Zudem hat sie auf ihrem eigenen Blog 1513 Worte dem Thema Kalligrafie (Beitrag auf Englisch) gewidmet – für alle, die noch mehr dazu wissen möchten!