• Gastbeitrag

    Verschiedene Objektive nebeneinander abgebildet

    Wie finde ich das passende Objektiv für meine DSLR?

    Für gelungene Bilder ist ein gutes Objektiv unabdingbar. Das Objektiv bestimmt auch die Qualität und den Look der Bilder. Es ist das lichtsammelnde optische System der Kamera, das ein genaues Abbild eines Motivs erzeugt. Für die Auswahl des passenden Objektivs gibt es neben dem Einsatzzweck zwei Hauptkriterien, auf die man beim Kauf achten sollte: die Brennweite und die Blende.

    Grit Hiersemann

    Grit Hiersemann (Berufsfotografin aus Jena/Deutschland) rät: «Schon bei der Auswahl der Spiegelreflexkamera ist darauf zu achten, für welche Marke man sich entscheidet. Während bei Nikon die wesentliche Technik eher im Gehäuse verbaut ist, befindet sich diese beispielsweise bei Canon im Objektiv. Auch ist darauf zu achten, dass nicht jedes Objektiv auf jede Kamera passt, da es markenabhängige Anschlüsse gibt.»

    Zwei Hauptkriterien zur Auswahl des passenden Objektivs

    Die Brennweite

    Bei der Wahl des Objektivs gilt es, sich zwischen einer festen Brennweite oder einem zoomfähigen Objektiv zu entscheiden.

    Der Vorteil von Festbrennweitenobjektiven ist die kompaktere Bauweise, während Zoomobjektive flexibler eingesetzt werden können. Gerade wer auf Reisen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein möchte, findet damit das optimale Equipment. Auch für Hobbyfotografen, die nicht in eine Vielzahl verschiedener Objektive investieren möchten, eignen sich Zoomobjektive besser. Auch wenn die Flexibilität bei einem Festbrennweitenobjektiv geringer ist, überzeugen diese Objektive im Gegenzug durch brillantere und schärfere Aufnahmen.

    Die Brennweite ist eine definierte unveränderliche Eigenschaft des Objektivs. Die unterschiedlichen Sensorgrössen der Kameras sorgen für den sogenannten Crop-Faktor. Je nach Grösse des Sensors ändert sich bei Verwendung ein und desselben Objektivs der aufgenommene Bildausschnitt. Der Bildsensor vieler gängiger digitaler Spiegelreflexkameras im APS-C-Format ist um den Faktor 1,5 (Canon) bis 1,6 (Nikon) kleiner als das Kleinbildformat 24 mm × 36 mm (Vollformat). Ein Objektiv mit 50 mm Brennweite an einer APS-C-Kamera wirkt somit wie ein Objektiv mit 80 mm Brennweite an einer Vollformatkamera. In der Praxis ist dies jedoch für die meisten Hobbyfotografen weniger relevant, da der Crop-Faktor nur in Relation zum Kleinbildformat Aussagekraft besitzt und es letztlich darauf ankommt, welche Erfahrungen man mit der eigenen Kamera gemacht hat.

    Brennweiten-Angabe auf einem Objektiv

    Die Blende

    Mit Hilfe der Blende, über die sich die Weite des Objektives regeln lässt, wird die Lichtmenge bestimmt, die durch die Öffnung auf die Linse fallen soll.

    Das Verhältnis von Brennweite zur Blendenöffnungsweite wird als Blendenwert bezeichnet, welche entweder durch 1/x oder f/x gekennzeichnet ist. Je grösser die Zahl x unter dem Bruchstrich, desto weniger Licht fällt durch die Blende auf den Sensor. Oft wird hier auch von einer geschlossenen Blende gesprochen. Ist der Wert «x» unter dem Bruchstrich klein, ist von einem grossen Blendenwert die Rede. In diesem Fall ist die Blende geöffnet, wodurch viel Licht auf den Sensor der Kamera fallen kann.

    Neben dem Blendenwert wird auch oft von der Begriff Blendenzahl verwendet. Die Blendenzahl ist der alleinstehende Wert «x» ohne den Bruchstrich. Wird die Bezeichnung Blendenzahl verwendet, kehrt sich die bisher genannte Regel um. Bei einer geschlossenen Blende wird von einer grossen und bei einer geöffneten Blende von einer kleinen Blendenzahl gesprochen.

    Die Blende reguliert nicht nur die Menge des Lichts, das auf den Sensor fällt, sondern auch die Grösse des scharfen Bereichs eines Bildes. Bei einem grossen Blendenwert, wie beispielweise f/1.8, ist der scharfe Bereich klein und es entsteht viel Hintergrundunschärfe. Soll eine Aufnahme ganzheitlich scharf abgebildet werden, wird ein kleiner Blendenwert von beispielsweise f/16 und kleiner benötigt.

    Wird die maximale Öffnung eines Objektivs mit der Brennweite ins Verhältnis gesetzt, erhält man die Lichtstärke eines Objektivs, welche ebenfalls ein Qualitätsmerkmal für ein Objektiv darstellt.

    Fünf Arten von Kameraobjektiven

    Foto eines 10 bis 18 mm Weitwinkelobjektives

    Weitwinkelobjektive für sensationelle Panoramabilder

    Weitwinkelobjektive gibt es von in verschiedenen Grössen sowie mit oder ohne Gegenlichtblende. Eines können sie jedoch alle: Grossartige Fotos aufnehmen, ohne dass es an Platz mangelt. Besonders bei Landschaftsfotografien, Architekturfotos, Gruppenfotos und Aufnahmen in Innenräumen profitiert der Fotograf vom Weitwinkel. Durch das Zusammenspiel verschiedener Linsen wird eine Brennweite von 16-35 mm und eine grosse Schärfentiefe trotz grosser Blendenöffnung ermöglicht. Dies lässt sich als Gestaltungsmittel nutzen, zum Beispiel zur Betonung des Vordergrunds mit der Wirkung, der Hintergrund liege weit entfernt. Die Kombination dieses Effekts mit dem grossen Bildwinkel führt zur Aufnahme toller Panoramen.

    • Brennweite: Weitwinkel unter 50 mm, Superweitwinkel unter 20 mm
    • Schärfentiefe: Gross, selbst bei niedriger Blendenzahl
    • Geeignet für: Grosse Bildausschnitte, Panoramaaufnahmen, Landschaftsaufnahmen oder Immobilienfotografie

    Tipps: Die Kamera sollte möglichst waagerecht gehalten werden, daher empfiehlt sich ein Stativ.

    Pro: Ermöglicht grosse Bildausschnitte mit einer grossen Schärfentiefe.

    Kontra:
    Motive, welche sich ausserhalb der Bildmitte befinden, werden im Weitwinkel stärker verzerrt dargestellt als bei einer Standardbrennweite von 50 mm. Daher sind Weitwinkelobjektive nicht für Portraitaufnahmen geeinget.

    Aufnahme eines Makroobjektives in der Kameratasche

    Makroobjektiv für gelungene Nahaufnahmen

    Möchte man Essen, Blumen, kleine Tiere oder Insekten fotografieren, so eignet sich ein Makroobjektiv. Durch einen Abbildungsmassstab von 1:2 oder 1:1 sind faszinierende Nahaufnahmen möglich. Auch wenn Makroobjektive im Vergleich ein wenig schwerer sind, sei jedem Naturfotografen ein solches Objektiv zu empfehlen. Schliesslich heisst es, wer einmal mit einem Makroobjektiv fotografiert hat, dem fällt es schwer dies nicht mehr zu tun.

    Wer nur selten Makrofotografien macht, braucht sich kein teures Extraobjektiv anschaffen, denn mit einer Nahlinse bzw. einem Umkehr- oder Zwischenring lässt sich das Standardobjektiv für Makroaufnahmen tunen.

    Nahaufnahme von Morgentau auf einem Blatt

    Grit Hiersemann rät: «Wer ein bisschen Geld sparen will und für die Aufnahme einer Ameise oder Biene auf einer Blüte kein teures Makroobjektiv kaufen möchte, kann Zwischenringe benutzen. Ein Dreier-Set bekommt man bereits für einen kleinen preislichen Aufwand im Vergleich zur Wirkung. Diese werden einfach zwischen das Objektive und die Kamera geschraubt und erzielt damit nahezu denselben Effekt wie mit einem Makroobjektiv.»

    Da die Belichtungszeit bei Makroobjektiven länger ist als bei anderen Objektiven und Kleintiere schon mal flüchten, bevor die Aufnahme getätigt wurde, ist auch die Wahl eines Tele-Makroobjektivs möglich. Von Teleobjektiven wird bei einer Brennweite über 50 mm gesprochen. Bei der Verwendung eines Objektivs mit einer Brennweite von 100 mm ist es möglich einen grösseren Abstand zum Motiv zu wählen, ohne die gewünschten Bildeigenschaften zu verlieren.

    • Brennweite: 60-100 mm
    • Schärfentiefe: Gering bei kleiner Blendenzahl
    • Geeignet für: Naturfotografien, Pflanzenaufnahmen, Insektenaufnahmen

    Tipps: Immer die auf dem Objektiv angegebene Naheinstellgrenze beachten. Dieser Wert gibt den Mindestabstand zwischen Objekt und Linse an.

    Pro: Bietet die besten Abbildungseigenschaften im Nahbereich. Die Motive können dadurch besser freigestellt werden.

    Kontra: Die Objektive verfügen nur über eine geringe Lichtstärke und scharfe Bilder sind meist nur bei geringem Abstand zum Fotoobjekt möglich.

    Kamera mit 18 bis 55 mm Kit-Objektiv

    Standardobjektiv

    Ein Standardobjektiv ist ein optimales Starter-Objektiv mit allen wichtigen Brennweiten für die meisten Einsatzzwecke. Die meisten haben eine Blende, die sich stufenlos durch Blendenring und Fokusring einstellen lässt, wodurch diverse Schärfeeinstellungen möglich sind. Ob Fotos in der Natur oder auf Reisen, durch eine weit rangierte Brennweite von 18-55 mm und dem Zuspiel des Sensors und der Sammellinse, ist ein Standardobjektiv für die meisten Einsatzzwecke flexibel einsetzbar. Sicher verstaut lässt sich das Objektiv leicht überall mithinnehmen und im passenden Moment ist es schnell gezückt.

    • Brennweite: 18-55 mm
    • Geeignet für: alltägliche Situationen, Naturfotografie, Reisefotografie

    Pro: Die Objektive sind leicht zu transportieren, für nahezu alle Motive geeignet und bieten sehr flexible Einstellungsmöglichkeiten.

    Kontra: Keine Nahaufnahmen aus einer weiten Entfernung möglich.

    Festbrennweiten als Portraitobjektiv

    Festbrennweiten als Portraitobjektiv

    Portraitobjektive haben meist eine feste Brennweite, wodurch eine Bildverzerrung, die bei manch anderen Objektiven den Vorteil darstellt, hier aber nicht erwünscht ist, ausgeschlossen wird. Durch die feste Brennweite ändert sich der Bildausschnitt allein durch die Entfernung zwischen Objektiv und Motiv. Der scharfe Bereich des Bildes wird auch hier durch die Öffnung der Blende bestimmt. Festbrennweiten können durch ihre Bauweise oft mit grösseren Blendenwerten punkten, wodurch diese meist lichtstärker sind.

    Zudem ist ein solches Objektiv meist preisgünstiger, lichtstärker und liefert besonders scharfe Bilder. So kann beispielsweise für eine Kamera mit Crop-Faktor von 1,5 bzw. 1,6 ein 50 mm Objektiv für die meisten Bereiche als «Allrounder» verwendet werden, da es keine bildspezifische Verzerrung beinhaltet. Auch 80 – 85 mm Festbrennweitenobjektive sind in der Portraitfotografie beliebt. Für Vollformatkameras ist eine Festbrennweite von 70 – 105 mm empfehlenswert.

    Portrait mit einem Festbrennweitenobjektiv aufgenommen – scharfes Motiv, unscharfer Hintergrund
    • Brennweite: zwischen 50 und 105 mm
    • Geeignet für: Portraitfotografie

    Pro: Die Aufnahme brillanter, scharfer Bilder.

    Kontra: Sind durch die fehlende Zoomfunktion sehr unflexibel in ihrem Einsatz.

    Abbildung eines Teleobjektives

    Teleobjektiv

    Je grösser die Brennweite eines Objektivs, umso stärker ist die mögliche Vergrösserung des abzulichtenden Objektes. Genau dies ist der Zweck des Teleobjektivs. Mit seiner hohen Brennweite und der geringen Tiefenschärfe sind weit entferne Objekte wie zum Beispiel beim Sport oder in der Natur sehr gut zu erfassen. Es gelingen damit präzise definierte Bildausschnitte und eine hohe Bildqualität trotz weiter Entfernung.

    • Brennweite: 150 - 1300 mm
    • Schärfentiefe: geringe Schärfentiefe
    • Geeignet für: Sportfotografie, Konzertfotografie, Naturfotografie, Reisefotografie

    Tipps: Durch ein Stativ wird der Bildausschnitt ruhig gehalten und ermöglicht so ein scharfes Ergebnis.

    Pro: Bietet eine herausragende Überwindung von Entfernungen zum fotografierenden Motiv.

    Kontra: Sind durch ihre Grösse relativ unhandlich und schwer.

    Fazit

    Objektiv ist nicht gleich Objektiv. Was für gestandene Hobbyfotografen und Profis selbstverständlich ist, überrascht Neueinsteiger immer wieder: Objektive kosten oft mehr als die Kamera selbst. Es wird schnell klar, dass jedes Objektiv seinen speziellen Einsatzzweck hat. Möchte man Fotos von weiter Ferne schiessen, so ist ein Teleobjektiv das Richtige, ist das Motiv hingegen nah, so empfiehlt sich ein Makroobjektiv. Legt man Wert auf die Erfassung grosser Landschaften, ist der Griff zum Weitwinkelobjektiv die beste Wahl. Bei der Aufnahme von Personen liefert ein Festbrennweitenobjektiv mit einer Brennweite zwischen 50 und 105 mm, je nach Grösse des Kamerasensors, ein vielversprechendes Ergebnis.

    Ein abschliessender Tipp von Grit Hiersemann: «Was ich dem ein oder andern ans Herz legen würde: Kauft euch auf jeden Fall eine Fototasche. Ich sehe immer wieder Leute im Urlaub, die haben ihre Kamera am Strand umhängen, nicht mal ein Objektivdeckel vorne drauf und jeder kann die Kamera sehen. Die Kamera muss eingepackt werden, sonst kann der Sensor schnell verdrecken und es ist richtig teuer eine Sensorreinig machen zu lassen. Das kann man sich ersparen, wenn man sorgfältig mit seinem Equipment umgeht.»

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