• Inklusion in der Freizeit: Barrierefreie Aktivitäten in der Schweiz

    Inklusion in der Freizeit: Barrierefreie Aktivitäten in der Schweiz

    Immer mehr Hotels, Restaurants, Museen und Schwimmbäder werden in der Schweiz barrierefrei. Doch längst nicht alle Freizeitangebote sind bei uns so gestaltet, dass sie für Menschen mit Behinderung frei zugänglich sind. Und das obwohl der Dachverband der Behindertenorganisation Schweiz etwa 1,8 Millionen Menschen mit Beeinträchtigung zählt! Schliesslich machen diese etwa ein Fünftel der Einwohner in der Schweiz aus. Viele Organisationen setzen sich daher vermehrt dafür ein, dass diverse Ausflugsziele, Freizeiteinrichtungen & Co. behindertengerecht werden und eine Inklusion in der Freizeit stattfinden kann. Wir haben uns auf die Suche gemacht und die besten barrierefreie Aktivitäten in der Schweiz für dich zusammengestellt!

    Was bedeutet Barrierefreiheit überhaupt?

    Ifolor - Barrierefrei Bedeutung DE

    Viele verstehen unter Barrierefreiheit Rollen und Lifte statt Treppen oder absenkbare Busse. Doch mit dem Begriff geht noch viel mehr einher. Klar, bauliche Veränderungen und speziell ausgerüstete Fahrzeuge spielen dabei ebenso eine Rolle – um einen Alltag barrierefrei zu gestalten, reichen diese Dinge jedoch nicht aus. Vielmehr bedeutet Barrierefreiheit, dass ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Einrichtung für jeden uneingeschränkt zugänglich ist – egal ob das eine Person mit oder ohne Behinderung betrifft. Ein Lebensraum ist also erst dann barrierefrei gestaltet, wenn jeder Bürger diesen unabhängig, selbstständig und ohne fremde Hilfe betreten, befahren und benutzen kann.

    Barrierefreie Freizeit in der Schweiz

    In der Schweiz gibt es diverse Möglichkeiten, seine Freizeit barrierefrei zu verbringen. Neben Kulturhäusern, wie Museen, Theater, Festivals und Kinos, Sporteinrichtungen und Schwimmbädern gibt es auch immer mehr Outdoor-Aktivitäten und Ausflugsziele, die für Menschen mit Behinderung barrierefrei zugänglich sind. Bist du der Typ, der sich gerne beim Sport misst? Oder stehst du eher auf ruhigere Aktivitäten, wie der Besuch eines Konzerts? Egal, für welches Freizeitangebot du dich interessierst – mit unserem Guide findest du bestimmt das richtige für dich!

    Sport barrierefrei gestalten

    Schon lange ist bekannt, dass Sport sich nicht nur positiv auf die körperliche Form auswirkt, auch unsere Lebensqualität wird dadurch wesentlich verbessert. Immer mehr Sportvereine und Clubs bieten daher „adaptierten Sport“ an, um Menschen mit Beeinträchtigung in sportliche Freizeitbeschäftigungen zu inkludieren. Besonders beliebt sind dabei Basketball spielen im Rollstuhl, Schwimmen und Radsport. Auf der Webseite der Dachorganisation PluSport werden übrigens alle Behindertensportclubs der Schweiz inklusive Kontaktadressen und Programm aufgelistet. Nicht nur im Breiten-, sondern auch im Spitzensport, gibt es hier ein vielfältiges Angebot, indem bestimmt für jeden etwas dabei ist.

    P.S.: Wer sich für sportliche Wettwerbe mit Menschen mit Behinderung interessiert, kann auch in diesem Jahr zum sogenannten „Cybathlon“ in Zürich zuschalten, bei dem der Influencer und Bionic-Cartoon-Erfinder Michel Fornasier Botschafter ist. Hier haben körperlich behinderte Teilnehmer die Möglichkeit sich beim Absolvieren alltagsrelevanter Aufgaben mittels technischer Assistenzsysteme zu messen.

    Outdoor-Aktivitäten für Menschen mit Behinderung

    Zeit in der Natur zu verbringen, ist seit eh und je einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten der Schweizerinnen und Schweizer. Besonders Wandern steht dabei ganz oben auf der Liste. Leider sind hier nicht alle Wanderwege so gestaltet, dass jeder diese barrierefrei benutzen kann. SchweizMobil hat aber alle 74 Wanderrouten zusammengefasst, bei denen Rollstuhlfahrende unterschiedlicher Konditions- und Technikleistung ohne Hindernisse die wunderschöne Berglandschaft der Schweiz geniessen können. An manchen Destinationen kann man sich sogar einen JST Mountain Drive der Stiftung Cerebral ausleihen. Mit dem geländegängigen motorisierten Rollstuhl kannst du entspannt über Stock und Stein durch Berg und Tal fahren.

    Kultur für alle!

    Über den zugangsmonitor.ch, der von ProCap der grössten Schweizer Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Behinderung angeboten wird, kannst du dich informieren, welche öffentliche Kultureinrichtungen und Veranstaltungsorte barrierefrei zugänglich sind. In einer grossen Auswahl von Museen, Kinos, Bibliotheken, Festivals und Theater können sowohl mobilitätsbeeinträchtigte als auch seh- und hörbehinderte Menschen an kulturellen Aktivitäten in diversen Städten teilnehmen.

    Barrierefreie Freizeit mit Wellness

    Wellness liegt derzeit voll im Trend – und das sowohl bei Menschen mit als auch ohne Behinderung! Viele Schwimm- und Erlebnisbäder haben dies erkannt und legen daher immer mehr Wert auf Barrierefreiheit. Das gilt nicht nur für die Garderoben und Duschen, sondern auch die Saunalandschaften und Schwimmanlagen werden so konzipiert, dass sie für jeden hindernisfrei zu benutzen sind. Du möchtest wissen, in welchen Schwimm- und Hallenbädern Barrierefreiheit ganz grossgeschrieben wird? procap.ch hat für die Wasserratten unter euch, alle Schwimmanlagen auf ihre barrierefreie Zugänglichkeit geprüft.

    Unsere Top 5: Aussergewöhnliche, barrierefreie Freizeitangebote

    Als Rollstuhlfahrende/r zu raften, paragliden oder tauchen – geht nicht? Geht doch! Adrenalingeladene Freizeitbeschäftigungen bleiben auch für Menschen mit Beeinträchtigungen nicht aussen vor. Wir haben unsere fünf Favoriten für dich zusammengestellt:

    Ifolor - Grafik Outdooraktivitäten DE

    1. Rafting: Die Schweiz ist der River Rafting Hotspot in Europa schlechthin. Und auf einem der besten Rafting-Flüsse in Engadin hat man auch als mobilbeeinträchtige Person die Möglichkeit auf eine adrenalingeladene Tour im Wasser. Als Anbieter empfiehlt sich hier „Engadin Adventures“, die viel Wert auf eine sichere Wildwasserfahrt für Jedermann legen. Dennoch sollte man eine gewisse Restmobilität und Kraft im Oberkörper sowie die Fähigkeit zu Schwimmen mitbringen.

    2. Paragliding: Mit dem Gleitschirm über die Berge fliegen und das Gefühl von Freiheit geniessen – die Paragliding-Schule „Flug-Taxi“ in Fiesch macht das auch für querschnittsgelähmte und gehbehinderte Menschen möglich. Dank eines speziell angefertigten Rollstuhls kommt man in einem Gleitschirm-Tandemflug durch die Luft, ohne dass spezielle Vorkenntnisse notwendig sind.

    3. Hochseilgarten: Der Swiss Seilpark ist der erste Hochseilgarten, der auch für Rollstuhlfahrende geeignet ist. Mit einem speziell umgebauten Gleitschirmsitz wird mobilbeeinträchtigten Menschen möglich gemacht, den Rollstuhl am Boden lassen und sich in Sachen Mut, Konzentration und Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen.

    4. Eislaufen: Der Winter kann kommen und mit ihm die Schlittschuhsaison! An etwa 20 Kunsteisbahnen in der ganzen Schweiz gibt es nun auch für Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, die ein oder andere Runde auf dem Eis zu drehen. Und zwar mit den sogenannten „Eisgleitern“ der Stiftung Cerebral, die gratis zur Verfügung gestellt werden. Dabei handelt sich um eine Platte auf Kufen, auf der dann der Rollstuhl befestigt wird.

    5. Tauchen: Sich frei und schwerelos unter Wasser zu fühlen, dürfen auch Menschen mit Beeinträchtigung. Der Sport ist sogar sehr gut für sie geeignet, denn ein Taucher mit beispielsweise einer Querschnittslähmung kann sich noch mühelos eigenständig bewegen. In der Schweiz bietet der Rollstuhlclub RTZ Tauchen das ganze Jahr über an.

    Die schönsten Momente fotografisch festhalten

    1, 2,3 und Action! Rasante Outdooraktivitäten eignen sich mitunter am besten für tolle Fotos, um diese unvergesslichen Momente festzuhalten. In unserem Ratgeber für Outdoorfotografie erfährst du das Know-how und Grundlagen der Bildgestaltung und wir zeigen, worauf es besonders zu achten gilt. Und wenn die schönen Fotos im Kasten sind? Dann lohnt es sich umso mehr, diese haptisch festzuhalten – zum Beispiel als ifolor Wanddekoration!

    Tipps für barrierefreies Reisen in der Schweiz

    Viele nutzen Reisen, um aus dem Alltag zu entfliehen und Neues zu erleben. Auch Menschen mit Behinderung müssen darauf nicht verzichten! Lediglich die Vorbereitung erfordert vielleicht die ein oder andere Widmung mehr. Wichtig ist hier vor allem, die Reise frühzeitig zu planen und vor Reisebeginn die Anforderungen an die Reiseform sowie die Infrastruktur des Reiseziels abzuklären. Je nachdem was für ein Urlaub geplant ist, sollte man sich vorab unbedingt informieren, welche Hotels, Jugendherbergen, Restaurants und Bars barrierefrei zugänglich sind. Ebenfalls interessant: Behindertenparkplätze und behindertengerechte WCs. Die schweizerische Fachstelle für barrierefreies Reisen Mobility International Schweiz liefert dir dafür zahlreiche Informationen über diverse Ausflugziele, Unterkünfte und Restaurants weltweit und zeigt, ob diese vollständig barrierefrei oder nur bedingt rollstuhlgerecht sind. Auch die Webseite bzw. App Wheelmap hilft dir, einen Überblick über barrierefreie Orte auf der ganzen Welt zu verschaffen.

    Ifolor - Grafik Barrierefrei Reisen DE

    Auf diese Dinge solltest du während einer Reise aber noch achten:

    • Medizinisches: Bevor du deine Reise angehst, solltest du mit deinem Arzt unbedingt klären, inwiefern sich Klimaveränderung, Zeitumstellung und Druckverhältnisse auf dich physisch auswirken können. Vergesse ausserdem nicht deine Medikamente einzupacken und denke bei der Einnahme an die Zeitverschiebung!
    • Reisen mit der Bahn: Bist du in der Schweiz mit der Bahn unterwegs? Auf 170 Stützpunktbahnhofen wird dir gerne eine Ein- bzw. Ausstiegshilfe zur Verfügung gestellt. Rufe dafür einfach eine Stunde vor Abfahrt beim SBB Call Center Handicap unter der Nummer 0800 007 102 (Inland) bzw. +41 51 225 78 44 (Ausland) an.
    • Reisen mit dem Flugzeug: Auf den Flughäfen in Zürich und Genf stehen dir zur Unterstützung speziell ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Empfehlenswert ist ausserdem, vor der Buchung eines Fluges von einem Arzt bestätigen zu lassen, dass man Fliegen darf. Bei der Buchung selbst musst du dann die Art und den Grad der Behinderung angeben.

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