Tilt-Shift – Mehr als nur Miniatureffekte

Tilt-Shift – Mehr als nur Miniatureffekte

Städte, Landschaften und Menschen so fotografiert, als wäre es eine Szene einer Modellbahnausstellung – das ist der Tilt-Shift-Effekt. Mit entsprechender Technik bekommen Motive so eine ganz spezielle und unverwechselbare Optik. Wir zeigen Ihnen, für was Sie die Tilt-Shift-Technik nutzen können, für wen sich der Kauf spezieller Objektive lohnt und welche Alternativen es gibt.

Was man unter Tilt-Shift versteht

Die Begrifflichkeit setzt sich zusammen aus den Wörtern Tilt (englisch: neigen) und Shift (englisch: verschieben). Mittels Verschiebung der Position der Objektivebene gegenüber der Bildebene können durch den Kameraschwenk bedingte perspektivische Verzerrungen vermieden werden. Diese entstehen durch das Prinzip der Zentralprojektion der Kamera, wobei horizontale Linien korrekt dargestellt werden, während vertikale Linien scheinbar auf einen Fluchtpunkt zulaufen Eingesetzt wird dieses nach seinem Erfinder Theodor Scheimpflug benannte Prinzip vor allem in der Architektur-Fotografie, aber auch bei Landschafts- und Produktfotos, um das Auftreten von sogenannten stürzenden Linien zu unterbinden. Diese Verjüngungen der parallel verlaufenden vertikalen Linien entstehen unter anderem, wenn Objekte von „unten nach oben“ fotografiert werden.

Miniatureffekte mit Tilt-Shift-Objektiven

Tilt-Shift-Objektive lassen sich nicht auf die Behebung von perspektivischen Fehlern reduzieren. Mit ihnen ist noch weit mehr möglich. Sehr beliebt ist der sogenannte Miniatureffekt, der Bilder erscheinen lässt, als seien sie in einer Miniaturlandschaft entstanden. Zustande kommt dieser Effekt durch die Tilt-Funktion der Objektive. Durch das Neigen der Objektivebene lässt sich die Schärfe des Bildes steuern. Dabei wird ein Teil des Bildes, zum Beispiel ein Streifen in der Bildmitte, bewusst scharf dargestellt, während der Rest des Motives unscharf erscheint. Aus erhöhter Position fotografiert, wirkt es nun wie eine Miniaturszene.

tilt_shift_bruecke

Alternativen zu Tilt-Shift-Objektiven – Nachbearbeitung am Computer

Die Investition in ein teures Tilt-Shift-Objektiv lohnt sich meist nur, wenn es regelmässig eingesetzt wird. Doch auch Hobby-Fotografen müssen nicht auf die damit zu erreichenden Effekte verzichten.

Stürzende Linien können oftmals ohne grossen Aufwand am Rechner nachbearbeitet werden. In unserem Artikel Photoshop: Stürzende Linien haben wir bereits gezeigt, wie man stürzende Linien mit Adobe Photoshop korrigieren kann. Dafür kommen die in Photoshop und Lightroom integrierten Objektivkorrektur-Filter zum Einsatz. Auch mit gratis Fotobearbeitungsprogrammen wie GIMP ist die nachträgliche Korrektur ohne weiteres möglich.

Auch der Minitatureffekt ist leicht am Computer zu realisieren. Im Internet existieren zahlreiche Tutorials, die unterschiedliche Vorgehensweisen beschreiben. Neuere Photoshop-Versionen ab CS 6 haben bereits einen Tilt-Shift-Filter eingebaut. Dieser ist unter Filter > Weichzeichnungsfilter > Tilt Shift zu finden. Wer keine hochwertigen Kameras oder professionelle Software zur Fotobearbeitung besitzt, kann die Effekte auch mit dem Smartphone erzielen. Viele Apps, sowohl gratis als auch kostenpflichtig, liefern direkt brauchbare Ergebnisse. Ebenso haben viele moderne Kompaktkameras ein Motiv-Programm für den Miniatureffekt.

tilt_shift_alpen
tilt_shift_kuehe

Es gilt: Die Ergebnisse bei nachträglicher Bearbeitung der Bilder sind nicht vergleichbar mit denen, die durch die Verwendung eines Tilt-Shift-Objektivs erreicht werden könnten. Allerdings ist die Nachkorrektur eine gute Alternative, wenn man sich kein teures Spezialobjektiv leisten möchte. Während ein Tilt-Shift-Objektiv für passionierte Architektur-Fotografen zur Pflichtausstattung gehört, können Hobby-Fotografen auch mit Fotobearbeitung-Programmen sehr gute Ergebnisse erzielen.

Weitere Beiträge