Das Fotografieren im Wandel der Zeit
Technik unterliegt einem ständigen Wandel, so auch in der Fotografie. Im Laufe der Jahrhunderte wurden stets neue Technologien entwickelt, um das Fotografieren für die Menschen einfacher, abwechslungsreicher und spannender zu machen. So ist es nur logisch, dass sich nicht nur die Technik verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen sie nutzen.
Noch vor wenigen Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass wir unsere Smartphones einmal an ausziehbaren Stangen befestigen, die wir in verrückten Posen von unseren Körpern weghalten, um Selbstportraits zu schiessen. Und doch ist dies heute ein völlig normales Bild. Auch das Fotografierverhalten der Menschen ändert sich mit der Zeit und lässt sich rückblickend kategorisieren. Dieser Artikel gibt dir einen Überblick.
Der Beruf des Fotografen: Vom Bildjournalisten zum Luftfotografen
Ein Aspekt, an dem man eine klare Änderung des Fotografierverhaltens über Jahrzehnte hinweg beobachten kann, ist die Fotografie als Berufsbild. Gerade in der Entstehungsphase des Berufs gab es noch einige Hürden zu überwinden. Zum einen waren Kameraausrüstungen früher unheimlich schwer, sodass ein Herumreisen mit dem ganzen Equipment kaum möglich war und sich die Berufsfotografie hauptsächlich auf das Knipsen von Porträts im Studio beschränkte. Zum anderen war die Arbeit eines Fotografen in ihren Anfängen alles andere als lukrativ, was wiederum die Anschaffung einer guten Ausrüstung erschwerte.
Der Auf- und Untergang des Bildjournalisten
Nachdem durch die Entwicklung der Kleinbildkamera das bequeme Fotografieren erheblich erleichtert wurde, konnte sich im 20. Jahrhundert der Beruf des Bildjournalisten etablieren. Hohes Ansehen und gute Verdienstmöglichkeiten sorgten dafür, dass dieser Beruf einige Zeit heiss umkämpft war – kein Wunder, rissen sich doch Magazine und Tageszeitungen um aktuelle Fotos von brisanten Ereignissen und waren bereit, dafür grosse Mengen an Geld zu zahlen und weite Reisen zu finanzieren.
Doch so schnell der Ruhm kam, so schnell nahm er auch wieder ab. Gerade in der heutigen Zeit, in welcher der Zugang zu professioneller Kameraausrüstung so leicht ist wie noch nie, haben es Bildjournalisten auf dem Markt sehr schwer. Dadurch, dass viele Fotos im Internet hochgeladen werden und die Urheber ihre Rechte damit teilweise abtreten, ist es besonders einfach, gute Fotos kostenfrei oder gegen minimale Gebühren zu nutzen. Ein ausgebildeter Fotograf wird im Journalismus daher kaum mehr benötigt. Der Rückgang der Printmedien tut dabei sein Übriges.
Modefotografen auf der Überholspur
Der Beruf des Modefotografen gewann in den 20er Jahren langsam an Bedeutung. Auch heute noch werden Fotografen in diesem Bereich gut bezahlt, da hier vor allem Qualität zählt. Sogenannte Art Buyer verlassen sich in dieser Branche auf renommierte Namen, da die Kosten für ein professionelles Shooting mitunter sehr hoch sein können. Amateuren gelingt es nur sehr schwer, in der Modefotografie Fuss zu fassen. Ging es früher einzig und allein darum, eine ansprechende Bildstrecke für Hochglanzmagazine abzulichten, werden heute nicht selten auch passende Bewegtbilder gefordert. Die Kombination von Werbebildern und -videos, beispielsweise für einen TV-Sport oder als Anzeige auf Facebook, ist mittlerweile oftmals Voraussetzung.
Fotografen werden immer benötigt
Auch wenn gerade in den letzten Jahren beinahe jeder Hobbyfotograf zu gewissem Ruhm gelangen kann, hat sich der Beruf des Fotografen als unverzichtbar erwiesen. Sei es in der Wissenschaft, wo durch die Arbeit von fleissigen Tüftlern beispielsweise erste Fotos auf dem Mond gemacht werden konnten, oder im Bereich der Kriminalistik. Hier werden durch Tatort-Aufnahmen ganze Tathergänge rekonstruiert, was bereits zur Lösung so mancher Verbrechen geführt hat.
Eine relativ neue Branche ist die Luftbildfotografie: Hier ist der Fotograf für das Aufspüren verschütteter Ruinen oder Denkmäler zuständig oder kann fortschreitende Baumassnahmen dokumentieren. Vom kleinen Fotostudio im 19. Jahrhundert bis zur Fotografie der Lüfte – diesen Wandel haben nicht viele Berufe im Laufe der Jahrhunderte durchgemacht.
Verbreitung von Fotomaterial: Masse statt Klasse
Nicht nur der Beruf des Fotografen und damit verbundene Anwendungsgebiete unterliegen einem ständigen Wandel, sondern auch die Art und Weise, wie Fotos verbreitet werden. Wurden früher die besten Schnappschüsse sorgfältig in ein Album geklebt, geht heute der erste Griff zum Handy – kein Wunder, werden doch viele Fotos auch mit diesem geknipst. Die damals auf Fotopapier gedruckten Schätze werden inzwischen oft nur noch digital gespeichert. Wir sehen Bilder heute nicht mehr als eine Form der Erinnerung, die man von Zeit zu Zeit betrachten kann, sondern als eine Art Selbstdarstellung. Dies wirkt sich natürlich auch auf unser Fotografierverhalten auf. Alles und jeder wird abgelichtet, sei es das Essen, ein Schnappschuss auf einer Party oder ein Selbstporträt. Wir produzieren en masse und achten eher auf Quantität statt Qualität.
Das war nicht immer so. Noch vor hundert Jahren war an eine solche Massenproduktion von Bildern nicht zu denken. Kameras waren teuer, also hatten nur Berufsfotografen oder wohlhabende Leute das Privileg, diese zu besitzen. Zudem waren die technischen Voraussetzungen nicht mit den heutigen zu vergleichen: Beispielsweise für Porträtaufnahmen gab es eine unglaublich lange Belichtungszeit, was bedeutet, dass die Personen auf dem Foto lange Zeit absolut stillstehen mussten. Mit der heutigen Technik ist es uns glücklicherweise möglich, Bilder am Fliessband zu produzieren. Aussortieren kann man später ja immer noch.