DSLR – Fotografieren mit der Programmautomatik P (P-Mode)
Spiegelreflexkameras besitzen mindestens 5 grundlegende Modi, die man in der Regel über ein Rädchen an der Oberseite der Kamera ansteuern kann. Mit diesem Modusrädchen lässt sich zwischen verschiedenen Aufnahmeprogrammen wechseln. Für die Fotografie am wichtigsten sind die fünf Auswahlpunkte AUTO, P, A (bzw. Av), S (bzw. Tv) und M. Der Automatikmodus ist mit «AUTO» oder einer grünen Box mit einem «A» gekennzeichnet. P steht für Programmmodus / Programmautomatik, A (Av) steht für Aperture Priority = Blendenpriorität bzw. Zeitautomatik, S (Tv) ist die Shutter Priority = Verschlusspriorität bzw. Blendenautomatik, M bezeichnet den manuellen Modus. Darüber hinaus haben die meisten Kameras noch verschiedene Szeneprogramme und eventuell einen Videomodus.
Die Programmautomatik ist nicht mit dem Automatikmodus (Vollautomatik) gleichzusetzen, da – je nach Kameramodell – wichtige Aufnahmeparameter variiert werden können. Allein Blende und Verschlusszeit werden durch die Kamera kontrolliert und mithilfe der Belichtungsmessung der Kamera automatisch angepasst. Typischerweise wird bei schlechter werdendem Licht die Blende weiter geöffnet und gleichzeitig die Belichtungszeit erhöht.
Im Gegensatz zum Auto-Mode erlaubt der P-Mode dabei die manuelle Kontrolle des Blitzes und weiterer Einstellungen wie beispielsweise dem ISO-Wert oder Belichtungskorrekturen. Verglichen mit der Blenden- oder Verschlusspriorität wird das Bild auch dann richtig belichtet, wenn sich die Umfeldbedingungen schnell ändern, so dass eine manuelle Einstellung schwierig wird.
Warum mit der Programmautomatik fotografieren und nicht gleich im Auto-Mode?
Für viele Nutzer einer DSLR ist der P-Mode das Standardprogramm für Schnappschüsse und passt bei einer Vielzahl von Aufnahmesituationen. Obwohl die Nutzung sehr komfortabel ist, da sowohl Blende als auch Belichtungszeit automatisch angepasst werden, verliert der Fotograf nicht die komplette Kontrolle über die Einstellungen, wie das im Automatik-Modus der Fall ist. Es handelt sich deshalb um eine Art «Basisautomatik».
Insbesondere lässt sich im Programmmodus manuell entscheiden, ob der Blitz zum Einsatz kommen soll oder nicht. Besonders in Innenräumen lässt Blitzlicht Aufnahmen oft künstlich und wenig stimmungsvoll wirken – die Entscheidung, wann es zum Einsatz kommen soll, sollte vom Fotografen situationsbedingt getroffen werden. Um den Blitz zu nutzen, muss er vorher manuell geöffnet werden.
Die ISO-Einstellung kann je nach Lichtsituation vom Fotografen angepasst werden. Dabei kann ausprobiert werden, bei welchen ISO-Werten die optimale Belichtung erreicht wird. Insbesondere bei hohen ISO-Werten kann es – abhängig vom Kameramodell – zu einem nicht unbeachtlichen Bildrauschen kommen, das sollte bei der Einstellung beachtet werden.
Der Weissabgleich lässt sich ebenfalls beliebig einstellen.
Des Weiteren besteht im P-Mode die Möglichkeit einer Belichtungskorrektur. Diese kann nötig werden, da die Belichtungsmessung auf durchschnittlichen Motiven basiert, bei denen helle und dunkle Flächen relativ gleichmässig verteilt sind. Ist das Motiv insgesamt sehr hell oder sehr dunkel, weicht es zu stark von diesen Mittelwerten ab und es kommt zu Fehlbelichtungen. Diese lassen sich über eine Belichtungskorrektur beheben.
Ausserdem können im Programmmodus automatische Belichtungsreihen aufgenommen werden, wie sie für HDR-Bilder nötig sind. Dafür werden nur die Verschlusszeiten verändert und nicht die Blende, wodurch sich die Fotos später sauber verrechnen und überlagern lassen.
Das Programm P erkennt die verwendete Brennweite von Wechselobjektiven und versucht über die Blenden- und (bei ISO-Automatik) die ISO-Einstellung die Verschlusszeit so kurz zu halten, dass bis zu einer Mindestlichtmenge Freihandaufnahmen ohne Verwackeln möglich sind.
Die Bildqualität sollte im Modus P entsprechend direkt überprüft werden und unter Umständen sollten die entsprechenden Parameter angepasst werden.
Nachteile der Programmautomatik
Die Programmautomatik stellt zwei grundlegende Anforderungen: Das Bild soll korrekt belichtet sein und es soll scharf sein. In Kombination mĂĽssen Blende und Verschlusszeit immer zusammenpassen.
Allerdings gibt es mehr als nur eine Kombination, die zur richtigen Belichtung führt. Öffnet man (ausgehend von einer korrekten Kombination) beispielsweise die Blende etwas und verringert die Belichtungszeit entsprechend, entsteht eine weitere korrekte Kombination bezüglich der Belichtung mit einer anderen Schärfentiefe. Die Schärfentiefe eines Fotos wird beispielsweise oft als gestalterisches Mittel eingesetzt. Standardmässig kann die Programmautomatik nicht entsprechend eingestellt werden.
Program-Shift-Funktion
Der P-Mode bevorzugt kurze Verschlusszeiten vor hohen Blendenzahlen. Die Kombination von Blende und Verschlusszeit definiert Schärfentiefe und Bewegungsunschärfe. Wenn die Blende etwa zu klein ist, das Motiv aber mehr Unschärfe im Hintergrund erfordert, kann bei vielen Kameramodellen eine Programmverschiebung (Program-Shift) genutzt werden. Dabei wird unter Erhalt des Belichtungswertes manuell in die von der Programmautomatik ermittelte Zeit-/Blendenkombination eingegriffen. Je nach Kamera kann die Programmverschiebung über ein Stellrad am Auslöser oder über Pfeiltasten auf der Rückseite der Kamera vorgenommen werden.
Blende und Verschlusszeit werden hier nicht einzeln, sondern gleichzeitig verschoben. Dadurch wird garantiert, dass die Belichtung selbst entsprechend der aktuellen Lichtsituation unverändert bleibt. Veränderte Lichtverhältnisse berücksichtigt die Programmautomatik in ihrer Parallelverschiebung, die Richtung der Verschiebung wird jedoch beibehalten. Dieser Program-Shift gilt je nach Kamera und Einstellung nur für die aktuelle Aufnahme oder für eine definierte Zeit.
Weitere Programmmodi / Motivprogramme
Die Auswahl der Zeit-/Blendenkombination erwägt immer das Zusammenspiel zwischen der korrekten Belichtungszeit und der optimalen Blendeneinstellung für Tiefenschärfe. Aus diesem Grund bieten die meisten modernen Kameras mehr als eine Programmautomatik, um unterschiedliche Situationen abzudecken. Die Einstellungen folgen dabei einer Art „Patentrezept“ für das entsprechende Motiv.
Das Portraitprogramm wählt eine möglichst offene Blende für geringe Schärfentiefe. Landschafts- und Panoramaprogramme sowie Nahaufnahmeprogramme wählen eine möglichst geschlossene Blende für grosse Schärfentiefe. Das Sportprogramm wählt die kürzeste Belichtungszeit, um Bewegungsunschärfe zu vermindern. Das Nachtprogramm wählt eine lange Verschlusszeit für Langzeitbelichtungen.
Fazit
Je nachdem, wie intensiv der Fotograf die manuellen Einstellmöglichkeiten seiner DSLR im Programmmodus nutzt, können wesentliche Parameter des Fotos beeinflusst werden. Dabei wird stets sichergestellt, dass die Kombination aus Blende und Belichtungszeit eine korrekte Belichtung erlaubt. Mit dem Program-Shift können für einzelne Bilder oder Belichtungsserien nahezu die gleichen Einstellungen getroffen werden, wie das die Halbautomatiken Av (A) und Tv (S) erlauben würden. Werden andere Motivprogramme genutzt oder keine eigenen Einstellungen im P-Modus getätigt, kommt der Modus dem AUTO-Modus nahe.